Die Geschichte vom guten Kannich

Wie aus Kannich ein Kannicht und wieder ein Kannich wurde

Vom tatkräftig und überforderten Christen.

"Warum soll ich warten auf die Befehle des Königs alle Sonnen? Mir gelingt doch alles. Ich marschiere alleine ins Land der Schatten. Dann sehen die Anderen, wie wichtig mir die Sache ist. Das kann ich!" "Was bist du denn für einer?"
"Humpelst daher, wie ein alter Mann!"
"Ohne Schuhe und mit zerfetzten Kleidern!"
Und bevor Kannich zu ihnen hinaufrufen konnte:
"Ich bringe euch Licht und Freude!", hatten sie schon die Fensterläden zugeklappt.
"Es muss doch noch Menschen geben, die sich freuen, wenn ich ihnen Licht bringe und sie nichts dafür bezahlen müssen!" Da kamen die Landstreicher und Gammler aus den Ecken hervor und umringten ihn. Sie hockten sich in einen Schuppen. Der wurde durch Kannich hell erleuchtet. Sie aßen, tranken, sangen und waren fröhlich.
"Ich bin Kannich und das kann ich!" So zog Kannich unter ächzen und Schmerzen einen Riesenschweif von Menschen hinter sich her, bis er erschöpft zusammenbrach. Die Menge fiel über ihn her, plünderte ihn und trat ihn mit Füßen.
"Kannicht! Kann nicht! Ich kann nicht mehr!"
Da wurde es plötzlich sehr hell um ihn und eine Stimme fragte freundlich:
"Was kannst du nicht? Und was willst du denn können?"
"Ich will anderen Menschen Licht und Freude bringen. Aber meine eigenen Lichter sind ausgegangen."
Drei Tage und drei Nächte badete Kannnicht im Goldenen See der Heilung. "Halte den Hut still mit der Öffnung nach oben, richte deine Augen zu dem höchsten Turm des Schlosses und bitte mich, so wird dein Hut mit neuem Gold gefüllt. Hab nur Geduld und fuchtle nicht mit ihm herum!"
"Kein zweites Mal sollst du ohne die Beratung deines Königs ziehen! Nie mehr sollst du alleine gehen! Deine Kameraden mussten alle auf dich warten! Gleich werden sie dich holen. Und zu guter Letzt sollst du wieder Kannich heißen!"
Musikalisch illustriert von Okuli Bernhard
Fotos: Okuli Bernhard 12.08.2007
Dauer: ca. 30 Minuten