Die Weisen und die Narren

Hier sind die "Narren" klüger als die "Weisen":
Sie diskutieren nicht wie die "Weisen", sondern handeln und retten so die Stadt vor dem Feind.
Diese Geschichte stand schlagartig vor meinen Augen, als vor etwa 25 Jahren mein Mann von einer Akademiker Bibelstunde nach Hause kam und sagte: "Keinerlei praktischen Nährwert!"
Die Bibel versteht unter einem Narren einen absolut dummen, faulen, zu nichts tauglichen Menschen.
Als ich die Geschichte schrieb, dachte ich aber an die Narren, die gelegentlich politischen Einfluss erhielten als Ratgeber der Fürsten. Und ich denke an die weisen Narren in Shakespeares Dramen.
Editha Humburg
Im Rathaus

Gemach, gemach, ich muss die alten Wälzer
ja erst einmal hierher befördern!

Der Feind bereitet einen Angriff vor.
Schicke bitte Soldaten.
Auf den Dächern der Stadt

Ich lass mich gerne einen Narren nennen!

Ich möcht' zur rechten Zeit den Feind erkennen.

... damit die Stadt beizeiten sich verschanzt.

Der Feind!

Also müssen wir die Stadt warnen.
Lass uns Lärm machen!
Auf dem Marktplatz

Seht her, was im Korb ist.

Es ist verboten, von dieser Speise zu essen:
Wir Weisen müssen erst einmal erforschen,
welche Bewandtnis es damit hat und wie diese Speise
zusammengesetzt ist!

Das Brot des Lebens haben wir in Händen.

Isst du des Königs Speise,
dann bist du klug und weise!

Wir wissen, dass wir nichts wissen.
Wir sind nur Narren.
Deshalb tun wir, was der König sagt.
Der König sagt:
Esst meine Speise und streitet nicht darüber!

Dauer: ca. 30 Minuten
Fotos: Karin Bandomer, Okuli Bernhard